genügend sein...

Veröffentlicht am 10. Oktober 2024 um 17:24

Immer wieder ploppt es bei mir auf, das, was viele Menschen auch sehr gut kennen:
nicht zu genügen und nicht gut/richtig zu sein, so wie ich bin.

Gerade ging ich wieder durch eine solche ZweifelZeit. Dann hinterfrage ich mich komplett, meine Tätigkeiten, mein Sein, mein Denken usw. Das finde ich jeweils sehr herausfordernd. Als mittlerweile 50jährige Frau weiss ich aus Erfahrung, dass diese Phasen immer kürzer und weniger heftiger werden. Ich probiere diesen Gefühlen Raum und Zeit zu geben. Sie wahr und an zu nehmen, denn sie sind ein Teil von mir. Ich habe eine Zweiflerin in mir und das ist voll in Ordnung. Eigentlich mag ich die Zweiflerin, denn sie fordert mich auf, mich und mein Leben anzuschauen, die Adlersicht einzunehmen und somit neue Sichtweisen zu erhalten. Vor allem zu erkennen, dass alles gut ist, wie es ist. Da stehe ich jetzt gerade. Alles ist gut, so wie es ist. Das fühlt sich gerade leicht und frei an 🙏.

Auch in Seminaren, in meiner Praxis, in meinem Umfeld usw. fragen sich viele:  Darf ich mich zeigen, wie ich bin? Bin ich gut, richtig, so wie ich bin? Bin ich für andere zu viel, zu wenig? Langweile ich? Genüge ich, mit dem, was ich mitbringe?

Andere haben sich von uns abgewendet, haben uns ausgelacht, ausgegrenzt, ausgeschimpft oder gar verlassen. In Momenten, in denen wir uns zeigten, wie wir sind. Das hat in uns tiefe Verletzungen hinterlassen.

Dies stimmt mich sehr traurig. Immer wieder frage ich mich, wie das geschehen kann. Dass hier in der Schweiz, wo wir vermeintlich alles haben, sich so Viele als nicht genügend fühlen, als nicht gut oder richtig? Wie sollen Eltern, die sich selber als nicht gut und genügend empfinden, ihren Kindern wahrhaftig mitgeben, dass sie gut und genügend sind? Dies geht durchgehend so weiter: Betreuungspersonen, Lehrpersonen, Ausbildner, Vorgesetzte usw. Sie alle können einem ungewollt das Gefühl geben, nicht genügend zu sein, Mankos zu haben. Gerade die auf Leistung orientierte Schul- und Ausbildungszeit hat sehr prägende Einflüsse. Hinzu kommt unser Umfeld. Kinder lernen schon sehr früh, den anderen «schlechter» zu machen. Denn viele Erwachsene leben ihnen das Bewerten und Verurteilen von anderen vor. Sie haben es leider auch nicht anders gelernt. Wir leben hier in einer Gesellschaft mit Blick auf das Manko, das Fehlende.

Wachsen wir so auf, haben wir einen langen Weg der Heilung vor uns. Doch es geht! Wir finden Menschen, die uns gut finden, so wie wir sind. Wir finden Aus- und Weiterbildungen, die uns bestärken, so zu sein, wie wir sind. Wir finden Arbeitsorte, an denen wir geschätzt und gefördert werden. Wir finden Unterstützung und Begleitung, um diese Themen anzuschauen, Glaubenssätze zu verändern und uns immer mehr selber als gut und richtig zu erkennen. So darf über die Jahre immer wieder etwas in uns in Heilung gehen. Schritt für Schritt. Je heiler wir werden, umso mehr können wir uns selbst lieben. Lieben wir uns selbst, können wir andere lieben 💞.  

Ich wünsche mir, dass wir unsere Herzen öffnen. In den anderen das sehen, was sie mitbringen, wer sie sind. Lernen wir, den Fokus auf das Nährende, die Ressourcen und vor allem das Herz zu richten. Und wenn uns ein Mensch begegnet, der sich gut findet, nein, dann ist er kein Egoist! Lassen wir uns von ihm inspirieren, denn auch wir sind gut, ja!

Mögen kommende Generationen sich ein Leben lang als gut und richtig, geliebt und sich selber liebend fühlen❤️. Ich wünsche es ihnen von Herzen.

Herzlich, Elisabeth